Ich werde oft von meinen Kunden gefragt, warum ich jedes einzelne Bild anfasse. Ich könnte es mir einfach machen und das nehmen, was aus der Kamera kommt. Ganz so einfach ist es nicht. Denn das, was aus der Kamera kommt ist noch nicht fertig und will erst noch albumtauglich fertig gestellt werden.
Das meistfotografierte Bildformat bei Digitalkameras ist das JPEG-Format. Dieses hat Vor- und Nachteile. Ein Vorteil ist der Komprimierungsfaktor – das ist aber auch ein Nachteil, denn die Komprimierung ist verlustbehaftet und das Bild verliert an Qualität. Wenn ihr mit eurer Digitalkamera fotografiert und eure fertigen JPEGs von der Speicherkarte auf dem Computer speichert, dann sind Weißabgleich, Schärfe, Kontraste, Rauschunterdrücken und vieles mehr bereits in der Kamera automatisch bearbeitet worden und ihr bekommt ein fertiges Bild, welches sich an vom Hersteller vorgegebenen Standardparametern ausrichtet. Außerdem kostet dieses einiges an Bildqualität und nimmt Korrekturen vorweg, die man außerhalb der Kamera besser und kontrollierter durchführen kann. Stellt euch vor, die eingestellten Parameter des Kameraherstellers geben im Bild vor, dass mehr Grün drin ist. Und ihr mögt es aber nicht ganz so grün. Dann ist es gut, wenn ihr das noch nicht bearbeitete RAW (Rohmaterial) selber anfassen und nach euren Wünschen bearbeiten könnt. So könnt ihr das Beste aus eurem Foto rausholen. Natürlich liegt das Beste immer im Auge des Betrachters.
Viele Fotografen benutzen das RAW-Format, um das bestmögliche Bildmaterial aus ihrer Kamera zu holen. RAW steht für roh, also unbearbeitet. Was sind die Vorteile des RAW- oder Rohformats?
Die direkt aus dem Sensor ausgelesenen Daten befinden sich in einer „rohen“ Form. Bei den meisten RAW unterstützenden Kameras liegen diese Daten in einer Farbtiefe von 12, 14 oder 16 Bit pro Farbkanal vor. Das lässt bei der Nachbearbeitung einen größeren Spielraum zum Anpassen von Farben und Tonwerten zu, als die standardmäßige Farbtiefe von 8 Bit bei JPEG. Je mehr Bits am Anfang vorhanden sind, desto mehr bleiben im fertig korrigierten Bild übrig. Korrekturen wie Weißabgleich, Tonwertumfang, Gradation, Schärfe, Farben, Rauschunterdrückung können später kontrolliert am Computer erfolgen.
RAW-Dateien sind sozusagen digitale Negative, die in einer Software – dem digitalen Labor – erst noch entwickelt werden müssen.
Meine Bilder nehme ich im RAW-Format auf. Somit habe ich mehr Spielraum (mit 14 Bit pro Farbkanal) beim Anpassen von Farben und Tonwerten. Die Rohdaten werden durch mich in Lightroom, einer Entwicklungssoftware, entwickelt. Die entwickelten Bilder können dann zusätzlich in einem Bildbearbeitungsprogramm bearbeitet werden, z.B. in Photoshop. Diese Prozesse wie Bildentwicklung und Bildbearbeitung nehmen viel Zeit in Anspruch, denn hier wird jedes einzelne Bild angefasst.
In diesem Blogeintrag seht ihr ein Beispiel dafür, wie ein Bild aussieht, wenn es direkt im RAW- (Roh-)Format aus der Kamera kommt (Schieber nach rechts) und wie es nach dem Entwicklungsprozess und der Bearbeitung aussieht (Schieber nach links). Manchmal geht es nur darum, das leicht fade Bild etwas aufzupeppen und mehr „Knackigkeit“ in das Bild zu bringen. Und manchmal soll ein bestimmter Look erzielt werden. Überzeugt euch selbst davon, wie dem Bild „Leben eingehaucht“ wird.
Auf dem Bild oben seht ihr sehr leckere Mohnstreifen.
Hier sind weitere Fotobeispiele in einem Artikel zur Bildbearbeitung.